Der Windenergieproduzent MJ + Stormfrünnen aus Neu Wulmstorf erreicht im Dezember die Stromeinspeiseleistung von 20 Millionen KW/h
Planungsstart 1995 mit Landwirten aus Ohlenbüttel und Rade
Realisierung 2002
6 Jahre lang hatten wir bei der Planung keine Gegner bei unseren Aktivitäten.
Doch plötzlich gründete sich eine Anti-Windenergie-Bürgerinitiative, nachdem ein Landwirt bei der Beplanung des Bebauungsplans keine Chance mehr für einen Standort für eine Windenergieanlage sah.
Er hatte halt viele Freunde und Verwandte. So kam aus Finanzgründen die Kehrtwende
vom Paulus zum Saulus. Enttäuschend auch die Haltung einiger Kommunalpolitiker, die mit dem Erscheinen der Bürgerinitiative von Befürwortern des Windparks plötzlich zu Gegnern wurden, denn
Kommunalwahlen standen an.
Kapitalbeschaffung
Wir hatten Schwierigkeiten, ausreichend zuverlässige Kalkulationsdaten zu bekommen. Eine Begutachtung durch unabhängige Wirtschaftsprüfer, Windgutachter und Projektplaner war bei einer Einzelanlage zu kostenintensiv. Die meisten Kapitalanleger waren „Überzeugungstäter“ aus dem Bekanntenkreis
Probleme
Nach etwa zwei Betriebsjahren stellten wir fest, dass unsere Ertragserwartungen zu optimistisch waren. Unsere Kalkulation beruhte unter anderem auf zwei Windgutachten, die der Hersteller der Windenergieanlagen in Auftrag gegeben hatte.
Da der Hersteller einen Teil der Projektrechte hatte, waren die Windertragswerte (wie mir im nachhinein von einem Mitarbeiter versichert wurde) geschönt – nach dem Motto: „Wir wollen das Projekt ja auch gut verkaufen“.
Hinzu kamen schlechte Windjahre in den Jahren nach Inbetriebnahme der Anlage. Insgesamt fehlten uns ca. 20% der Erträge - für mich als Hauptinitiator und Geschäftsführer eine große Enttäuschung. An erwartete Ausschüttungen war nicht zu denken. Pachtzahlungen und Vergütungen erfolgten mit zeitlichem Verzug. Ich entschloss mich, auf 50% meiner Geschäftsführervergütung zu verzichten.
Auch unsere Wartungsfirma bekam über Jahre wiederkehrende Probleme nicht in den Griff. Dies besserte sich erst nach dem Wechsel zu einer anderen Servicefirma.
Seit 2012 sind wir schuldenfrei und wie konnten Ausschüttungen vornehmen. Um diese auch in den nächsten Jahren zu stabilisieren, schlossen wir mit unserem Vertragspartner „Deutsche Windtechnik“ einen Vollwartungsvertrag ab. So konnten wir das Risiko des Großkomponentenaustauschs wie Getriebe, Generator und Lager, die mit bis zu 6stelligen Kosten verbunden sind, ausschließen. Lediglich die Rotorblätter („Flügel“) sind ausgenommen.
Ausblick
Wir haben noch gut 6 Jahre lang eine gesicherte Ertragsvergütung, so dass wir wohl noch einige Ausschüttungen vornehmen können. Danach gibt es die Möglichkeiten Abbau oder Verkauf, wobei die Höhe eines Verkaufspreises heute nicht einschätzbar ist.
Kein Weiterbetrieb
Die Windenergieanlagen in Ohlenbüttel sind nach über 13 Jahren in einem so guten Zustand, dass ein Weiterbetrieb unter technischen Aspekten über 20 Betriebsjahre hinaus wohl möglich wäre. Doch wir werden wohl abbauen müssen. Nach 20 Jahren endet die durch das Energieeinspeisegesetz garantierte Festvergütung für die KW-Stunde.
Wir bekommen momentan 9,0 Cent. Die geplante Gesetzänderung würde uns auf den freien Strommarkt entlassen – hier beträgt der Preis momentan ca. 3 Cent. Mit diesem Preis rechnet sich keine Stromproduktion, weder bei Kohle oder Wasser als Energieträger noch bei Wind, Sonne oder Biomasse.
Hier liegt auch das Problem bei einem eventuellen Repowering. Aufgrund der schlechten Erträge der Großversorger EON, Vattenfall, RWE, EnBW sind ausreichende Rückstellungen für den Rückbau der Atomkraftwerke und die Endlagerung gefährdet. Die Lobby der „vier Großen“ arbeitet momentan daran, kleine und mittlere Wettbewerber (Bürgergenossenschaften, Stadtwerke) auszubremsen, und sie scheinen bei der Bundesregierung trotz großen Widerstands der überwiegend klein- und mittelständischen Windenergieanlagenbetreiber Gehör zu finden.
Es ist ein Ausschreibeverfahren geplant. Dieses beinhaltet 6- oder 7-stellige Vorlaufkosten für Beplanung und Begutachtung. Erhält man keinen Zuschlag, ist das investierte Geld weg. Nur große Player, die ein solches Risiko tragen können, sind dann noch dabei.
Übertragen auf unsere KG bedeutet das: auch für den Bau einer Einzelanlage soll das Ausschreibeverfahren gelten.
Meine Vermutung ist: den großen vier Atomkraftwerkbetreibern soll mittelfristig der Markt der erneuerbaren Energien überlassen werden, um hier ausreichend Gewinne machen zu können. Gehen sie nämlich pleite, landet das Abbau- und Entsorgungsproblem der Atomwirtschaft mit seinen nicht zu kalkulierenden und unvorstellbaren Kosten beim Steuerzahler.
20 Millionen Kilowatt Stromproduktion, d.h. wir haben gespart bzw. verhindert:
155.272 kg Schwefeldioxid
22.788 kg Stickoxid
18.000 kg CO
22.280 kg CO2
60g Atommüll
Also ein Grund zu feiern. Doch da ich nicht nur ein „CO2-Vehinderungs-Bauer“, sondern auch ein „CO2-Binde-Bauer“ bin, habe ich mit dem Verkauf von Tannengrün und Weihnachtsbäumen auch eine große zeitliche Belastung. Manche Jubiläen kann man sich nicht aussuchen. Ich denke, wir holen das im Mai mit einem Tag der Offenen Tür nach. Dann können Interessierte sich nicht nur über Windenergie informieren, sondern auch noch blühende Rapsfelder und frisch ergrünte Baumkulturen aus 70m Höhe in Frühlingsherrlichkeit erleben. Bei klarer Sicht erblickt man am Horizont die Konturen des Hamburger „Michel“. Auch Windkraft kann sehr sinnlich sein, allein oder vielleicht auch zu 100% ungestört zu zweit mit Panoramablick aus dem Turbinenhaus – doch das ist ein anderes Thema…